Mehr als einhundert Jahre

Mit der großen Jubiläumsausstellung Anfang 2024 blicken wir auf über 100 Jahre Vereinsgeschichte zurück. In der Vereinschronik erfahren Sie mehr über das Schnitzen & Klöppeln in Hohndorf.

Wie das Schnitzen & Klöppeln nach Hohndorf kam

Handwerkliche Beschäftigungen und Aktivitäten bildeten in allen Epochen stets einen äußerst wichtigen, künstlerischen Lebensinhalt. Vor allem für einfache Menschen waren sie die einzige Möglichkeit, ihre ganz persönlichen, individuellen Gefühle entsprechend ihren Fähigkeiten auszudrücken und sichtbar darzustellen. Die jeweilige Ausdrucksweise entsprach dabei vordergründig vor allem ihrer Sicht der täglichen Dinge.

Das galt im Besonderen auch für die Menschen im wirtschaftlich kargen Erzgebirge, die ihren Lebensunterhalt in erster Linie mit harter, körperlicher Arbeit in Bergbau und Landwirtschaft verdienen mussten. Auch sie suchten schon frühzeitig individuell künstlerische Entfaltungsmöglichkeiten. Diese mussten entsprechend den äußeren Lebensbedingungen unbedingt ohne besonderen, zusätzlichen Aufwand, mit möglichst einfachen Hilfsmitteln „handlich“ (mit den Händen) und „daheim“ ausführbar sein.

Für jene, die in der Regel tagsüber körperlich schwere Arbeit zu verrichten hatten, kam damit zwangsläufig der Umgang mit Holz infrage, zumal ein scharfes Messer oder dergleichen zu ihren ständigen Utensilien zählte. Daraus entstand eine Beschäftigung, die heim-handwerklich einer persönlichen künstlerischen Entfaltung kaum Grenzen setzte.
Auf diese Weise entwickelte sich vielerorts das Schnitzen als volkskünstlerische Betätigung, stets mit der Prägung regionaler Gegeben- und Besonderheiten.

Bei uns im Erzgebirge und seinem Umfeld, vor allem unter dem Einfluss bergmännischer Geschehnisse, Erlebnisse und Merkmale. Von Anfang an damit verbunden war der verständliche Wunsch nach einer gewissen Gemeinsamkeit gleichgesinnter Interessen. So entwickelten sich in der Regel absolut spontan Schnitzgemeinschaften und schließlich eigenständige Vereine. Der jeweilige Zeitpunkt war sehr unterschiedlich und hing oft von örtlichen Bedingungen, Personen und Zufälligkeiten ab.

Im Raum Hohndorf- Rödlitz- Lichtenstein erfolgte die Vereinsgründung im Januar 1923, im Nebenzimmer der Gaststätte „Waldschlösschen“ an der Lichtensteiner Straße, unweit vom heutigen Schnitzerheim. Wir blicken im Jahr 2024 damit nunmehr auf über 100 Jahre Vereinsgeschichte zurück.

Trotz vielfältiger Wandlungen des Geschmacks sind Klöppelspitzen seit der Renaissance in Kunst, Mode und Volkstracht vielfältig vertreten. Dabei ist die oft von Frauen und Mädchen gefertigte „Handspitze” immer noch besonders begehrt, obwohl ihr seit etwa 150 Jahren mit industrieller Maschinenspitze sehr erhebliche Konkurrenz erwachsen ist.

Vermutlich Handelsleute brachten vor rund 450 Jahren die Klöppelkunst ins karge Erzgebirge, wobei die Spitzenklöppelei sehr schnell umfassend heimisch geworden ist. Sie wurde somit zu einem bestimmenden Faktor künftiger künstlerischer und wirtschaftlicher Entwicklung in dieser Region, wobei sich diese allerdings nicht im Selbstlauf vollziehen konnte. Gewisse materielle Voraussetzungen waren erforderlich, vor allem geeignetes Fadenmaterial gehörte dazu. Auch musste der Umgang mit den kleinen hölzernen Fadenträgern, den Klöppeln, erst erlernt werden.

Im Zusammenhang mit der Verbreitung des Klöppelns im Erzgebirgsraum steht in erster Linie der Name Barbara Uthmann. Sie hat den Hauptanteil an der umfassenden Entwicklung gehabt, hat die Beschaffung von Mustern und Material organisiert und wohl den Klöppelsack eingeführt. Gleichzeitig hat sie auch die Klöppeltechnik wesentlich verbessert und vor allem auch gelehrt, was besonders wichtig war. Als annaberger Geschäftsfrau stand sie an der Spitze der Verlegerinnen und hat damals für mindestens 900 Klöppelmädchen den Handel mit geklöppelten Erzeugnissen vollzogen.

Auch in Hohndorf wurde frühzeitig das Klöppeln als Volkskunst betrieben. Meist in der Schule, nach dem Unterricht, wurde in kleineren Gruppen unter Anleitung geklöppelt. Mit dem Einsatz einer Absolventin der Fachschule in Schneeberg, als hauptamtliche Klöppellehrerin für den Kreis Stollberg, ergaben sich vor über 50 Jahren, im September 1956, in Hohndorf die Voraussetzungen für die zielgerichtete Anleitung einer Zirkelarbeit auf dem Fachgebiet Klöppeln. Seitdem hat sich das volkskünstlerische Klöppeln zu einem festen Bestandteil des 1991 gegründeten Schnitz- und Klöppelvereins Hohndorf-Rödlitz entwickelt.

Vereinsgeschichte

1923Vereinsgründung im „Waldschlösschen“ Hohndorf (28.01.)
Erste Hauptversammlung (18.02.): 1. Vorsitzender Hugo Uhlmann
1. Ausstellung im 1. Vereinslokal „Waldschlösschen“ (17.06.)
1924Erstmalig Eröffnungsfeier zur 3. Ausstellung (21.12.)
1926Einstimmiger Beschluss zur Errichtung Schnitzzimmer (21.03.)
1930Erstmaliges „Christbaum-Vergnügen“ zur Ausstellung von 1929 (19.01.)
1933Jubiläumsfeier 10jähriges Bestehen (09.09.)
1935Teilnahme an Dresdner Jahresschau „Roter Hahn“ (19.07.)
1936Erstmalig Vorschlag zu Schaffung einer Vereinsfahne (26.07.)
1937Beschluss des Antrages zur Vereinsanmeldung/ -eintragung (19.12.)
1938Mitteilung: Vereinseintragung erfolgt (19.06.)
Eröffnung 10. Schnitzausstellung (17.12.)
1943Jahreshauptversammlung mit Gedenken an 20. Gründungstag (30.05.)
19461. Zusammenkunft nach 2. Weltkrieg (12.05.)
1948Jubiläumsversammlung zum 25jährigen Bestehen (08.02.)
1949Vereinsauflösung: Löschung der Eintragung durch den damaligen Bürgermeister (20.03.)
1. Zusammenkunft der AG „Volkskunst“ im Kulturbund (03.07.)
Beginn Ausbau der bereitgestellten Baracke als Schnitzerheim
19502. Zusammenkunft der AG „Volkskunst“ (05.03.)
1952Als Kulturbund-AG „Schnitzen – Basteln“ über Ausstellung beraten (06.02.)
Kreisschnitzertagung mit Eröffnung 1. Schnitzausstellung nach 2. Weltkrieg (27.12.)
1956Gründung der Schnitz- und Klöppelschule in Hohndorf
1958Stiftungsfest zum 35jährigen Bestehen (15.02.)
Anfertigung von ersten Wegweisern für den Ort
1960Auszeichnung mit dem Staatspreis für Volkskunst (30.04.)
Fertigstellung des Fernsehfilms „Erzgebirgische Schnitzereien“ (02.12.)
1963Gedenken im kleinen Kreis an 40. Gründungstag (02.02.)
1965Beginn Spezialschule Schnitzen / Holzgestaltung
1973Eröffnung Schnitzausstellung 50jähriges Jubiläum (16.12.)
1974Herstellung des Schwibbogens für Hohndorf
1975Übergabe des Schwibbogens
1979Ausstellung des Schwibbogens im Rahmen schönster Pyramiden im Erzgebirge
1986Beginn Umbau und Modernisierung des Schnitzerheims

1956Einsatz einer Klöppellehrerin (Frau Regine Hecker/Siebdrath) für Kreisgebiet Stollberg
Beginn der Anleitung von Kinder- und Erwachsenenzirkeln in Hohndorf
1962Vertretungsweise Leitung der Klöppelgruppen durch Erika Peukert/Annaberg
1970Fortsetzung der Tätigkeit von Regine Siebdrath, Ausbildung von Zirkelleiterinnen
Beginn der Schaffung wertvoller Auftragswerke durch Hohndorfer Klöpplerinnen
1974Großes Wandbild „Vogelhochzeit“ (2m) für Ratssaal Hohndorf
1976Ausstellung aus Anlass 20jähriger Tätigkeit
19795-teilige Wandgestaltung „Blüten unserer Heimat“ für Altenheim Grüna
Verleihung des Staatspreises im künstlerischen Volksschaffen
1980Dreiteiliger Zyklus „Lebensfreude“ für Stadt- und Kreisbibliothek
1981Sonderausstellung zum 25jährigen Jubiläum
1985Rundbild „Taube“ für das Spitzenmuseum Rauma/Finnland
Schaffung eines 2. Exemplars für die Gemeinde Hohndorf
1986Übergabe 3 Rundbilder „Bergbau-Szenen“ für rekonstruiertes Rathaus
1987Größe Volkskunstausstellung zum 30jährigen Bestehen Klöppelgemeinschaft

1990Abschluss Umbau und Modernisierung des Schnitzerheims zum „Volkskunst-Zentrum Schnitzen – Klöppeln“
Zusammenführung der Schnitz- und Klöppelgemeinschaft zum „Schnitz- und Klöppelverein Hohndorf-Rödlitz“ (17.11.)
1991Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht Stollberg
1993Eröffnung Jubiläumsausstellung zu 70 Jahre Schnitzgemeinschaft (28.11.)
1995Überschreibung des Schnitzerheims in das Eigentum des Vereins
1996Jubiläumsausstellung zu 40 Jahre Klöppeln in Hohndorf
1998Jubiläumsjahr aus Anlass 75 Jahre Schnitzgemeinschaft in Hohndorf
1999Eröffnung der großen Jubiläumsausstellung (09.01.)
2000Sonder-Klöppelausstellung im Museum Schneeberg
2004Schnitz- und Klöppelausstellung aus Anlass 80 Jahre „Schnitzen“ (10.01.)
200650 Jahre Klöppeln in Hohndorf
Eröffnung Klöppel- und Schnitzausstellung zum 50-Jährigen (14.10.)
2008Jubiläumsjahr zu 85 Jahre Schnitzen in Hohndorf
2009Große Jubiläumsausstellung Schnitzen-Klöppeln
2016Jubiläumsausstellung “60 Jahre Klöppeln in Hohndorf” im Hohndorfer Gemeindeamt
2017Rückübertragung des Schnitzerheims an die Gemeinde Hohndorf
2018Abschluss der Modernisierung und energetischen Sanierung des Schnitzerheims
2020Erste Ausstellung im hergerichteten Schnitzerheim
2024Ausstellung zum Abschluss des Jubiläumsjahres – 100 Jahre Schnitzverein